Benjamin John Power und Andrew Hung scheinen keine besonders hektischen Menschen zu sein: Erste Veränderungen in der Melodie gibt es im Eröffnungsstück "Sweet Love For Planet Earth" nach genau viereinhalb Minuten. Alternativ könnte man sagen, die Melodie beginnt erst nach viereinhalb Minuten, da die Keyboards bzw. Synthesizer sich davor im Grunde auf zwei Akkorde beschränken. Statt auf Veränderungen setzt das Duo aus Bristol auf Wiederholungen - so schnell sind wir beim wichtigsten Merkmal der Musik auf dem Fuck-Buttons-Debüt "Street Horrrsing".

Was ist das aber für Musik? Sechs Songs in fünfzig Minuten, oha. Die oben genannten Referenzen sind dabei irreführend: Mit den Liars haben Fuck Buttons höchstens die gelegentlichen Trommelattacken gemein, "Ribs Out" zum Beispiel hätte auf deren 2006er "Drum's Not Dead" ziemlich gut gepasst. Das andere Element von "Ribs Out", mit knapp vier Minuten mit Abstand kürzester Song des Albums, sind Rufe, eher Schreie. Schreie, die man über das gesamte "Street Horrrsing" verteilt immer wieder hört. Gesang? Fehlanzeige. So zuletzt gehört in Animal Collectives "Peacebone", das außerdem für ein ganz ähnliches Verständnis vom richtigen Umgang mit Synthies steht.

My Bloody Valentine dienen aus zwei Gründen als Vergleich. Erstens, weil die Fuck Buttons eine ungefähr gleich große Liebe für Distortion und Delay haben, was schon was heißen will. Zweitens wegen dieser gewollten Monotonie, die auch bei Fuck Buttons nie mit Langeweile gleichzusetzen ist. Dafür ist der Druck, den ihre Noise-Musik aufbaut, viel zu groß. Man ist gespannt auf etwas, das vielleicht gar nicht kommt, und wenn doch, ist der Effekt umso größer. Plötzliche Umbrüche gibt es aber keine. Behutsame Steigerungen sind das zweite entscheidende Merkmal neben den Wiederholungen.

Eventuell hilfreich, um die Musik der beiden Briten besser einordnen zu können: John Cummings von Mogwai hat das Album aufgenommen. Fuck Buttons gehen im Mai mit Battles auf Tour. Noch ein Gedanke: Mit den richtigen Bildern an den richtigen Stellen könnte "Street Horrrsing" Soundtrack eines effektiven Horror-Thrillers sein. Wer sich das jetzt - warum auch immer - schön vorstellt, liegt paradoxerweise nicht daneben, sondern genau richtig.