
Band: Fuck Buttons
Titel: Street Horrrsing
Label: ATP Recordings / Neuton Media / Rough Trade
VÖ: bereits erschienen
Fuck Buttons als Bandname sagt hier schon eine Menge aus, ohne dass man auch nur einen einzigen Ton dieser aus zwei Mitgliedern bestehenden Kombo vernommen hat. Andrew Hung und Benjamin John Power aus Bristol formierten sich 2004 zur elektronisch-experimentellen Post-Rock-Kapelle und üben seitdem den Beischlaf mit ihren Instrumenten auf höllische Art und Weise aus. Nicht nur die Regler ihrer Synthesizer und Sequenzer werden seitdem ordentlich rangenommen, auch die Gehirne der Hörerschaft werden unerhört penetriert und bis an die Grenzen des Erträglichen gefickt. Gerade live sollen sie eingeschüchterte Blicke und offene Münder in den Gesichtern des Publikums hinterlassen haben.
Aufgenommen wurde das aus sechs Tracks bestehende Debüt-Album „Street Horrrsing“ zusammen mit John Cummings von Mogwai, der sich angesichts der Tatsache, dass Fuck Buttons ebenfalls experimentellen Post-Rock produzieren, sichtlich wohl gefühlt haben muss. Identisch zu Mogwai und ähnlichen Bands dürfte wohl auch ihre Ambition sein Musik zu produzieren, die deutlich die Radiotauglichkeit überschreitet, denn von den sechs Songs überschreiten fünf die sieben Minuten-Marke in großen Schritten. Der Unterschied zu Mogwai liegt hier aber im minimalistischen, ja schon fast nihilistischen Elektronik-Gewitter, wo wärmende Sonnenstrahlen in Form von schönen Melodien in ganz weite Ferne rücken und alles um einen herum in einem wilden Schneetreiben mit grau bewölktem Himmel zu versinken droht.
Auch wenn zu Beginn in „Sweet Love Of Planet Earth“ zierliche Glockenspiele plätschern und einem warm ums Herz wird, zerstören Fuck Buttons diese Idylle umgehend mit einem statisch aufgeladenen Rauschen. Das süße Geklimper rückt in den Hintergrund und wird mehr und mehr von verzerrten Klangwänden geschluckt, bis einem satanische Voice-Samples in Mark und Bein fahren und der letzte Hoffnungsschimmer verglüht. Das folgende „Ribs Out“ ist mit seinem rhythmischen Gerüst aus kleinen hölzernen Sounds und den labbrigen Stand-Tom-Klängen nicht nur wie ein dämonischer Schrei aus dem Urwald, genau dieser kommt nämlich auch hier wieder vor. „Ribs Out“ endet mit einem pulsierenden Ferquenzrauschen, das die Überleitung zu den zwei ineinander verwobenen Kernstücken auf „Street Horrrsing“, „Okay Let´s Talk About Magic“ und „Race You To The Bedroom - Spirit Rise“ bildet. Diese bestehen aus nicht anhaltendem frequenziertem Rauschen mit unterlegtem CB-Funk-Stimmen-Brei, nur ab und an setzt eine Synthesizer-Melodie ein. Es sind wohl auch diese beiden Stücke, die mit ihren knappen 20 Minuten den/die Hörer/in am meisten fordern und wohl auch den ein oder anderen in den Wahnsinn treiben werden.
„Bright Tomorrow“ ist hingegen mit seinem stroboskopischen Synthesizer, den Melodie gebenden Keys und der im 4/4 Takt monoton hämmernden Bass Drum das griffigste Stück auf „Street Horrsing“. Zum Schluss dieses verstörenden Noise-Werkes dürfen mit „Colours Move“ noch einmal alle Facetten der Fuck Buttons in einem finalen Auftakt gemeinsam der Unterwelt huldigen. Hier wird das Rauschen mit Rhythmen und Melodien mit Schrei-Attacken zu einer vollendeten Einheit vereint. Knappe 50 Minuten und sechs Songs später wird man sich fragen, wie tief die seelischen Abgründe der Fuck Buttons wohl sein mögen, wenn sie es schaffen ein so bösartiges und gemeines Stück Musik zu schaffen. Eines steht jedenfalls fest: Niemand fickt mit den Fuck Buttons ungestraft.
Punkte: 8,0 von 10